Am 16.03. um 12:30 Uhr beginnt unsere
16 ½ Stunden lange Fahrt nach Saigon. Wir nutzen den Vormittag, um
endlich auszuschlafen. Nach einem letzten Frühstück in Hoi An
(„Walter!! Christina!!“) holt uns ein Taxi ab, welches uns für 6
$ pro Person in das etwa 40km entfernte Da Nang bringt, von wo unser
Zug fährt.
Im Taxi lernen wir unseren Fahrer Duc kennen, der sehr
gut Englisch spricht. Er ist sehr redselig und kommt schnell auf
seine Familie zu sprechen. Duc lebt auf dem Land und hilft die meiste
Zeit seiner Frau beim Anbau von Gemüse und dem Verkauf auf dem
Markt. Am Nachmittag fährt er dann Taxi. Er erzählt von seiner
Hochzeit und berichtet, dass für gewöhnlich 400 bis 1000 Menschen
zur Feier eingeladen werden. Das wird natürlich eine teure
Angelegenheit und in Vietnam müsse leider der Mann alles bezahlen.
Aus diesem Grund hat er sich 2000 $ von einem guten Freund geliehen
und bis heute, drei Jahre später, immer noch 1000 $ zu begleichen.
Die Bahnhofshalle von Da Nang ist
bereits mit Menschen gefüllt, die auf unseren Zug in den Süden
warten, als wir ankommen. Wir kaufen uns wieder zwei Instantsuppen
und weiteren Proviant für die Fahrt. In der anderen Ecke der Halle
treffen wir sie dann wieder: Unsere beiden Bekannten aus dem Kochkurs
in Luang Prabang, die wir schon vor einigen Tagen in Hue gesehen
haben. Wir fahren im selben Waggon.
Unser Zug kommt pünktlich um 13:25 Uhr
an und verlässt Da Nang Train Station ohne Verspätung.
Wir teilen
unser Abteil mit zwei Reisenden aus Australien. Noch einmal Glück
gehabt, denn nebenan quartiert sich eine vietnamesische Kleinfamilie
mit einem schreienden Säugling ein. Die nächsten 15 ½ Stunden
verbringen wir mit damit, Bücher zu lesen, Blog zu schreiben, eine
Instantsuppe im Zugrestaurant zu löffeln, von der auf Minusgrade
eingestellten Klimaanlage zu frösteln, vorbeiziehende Reisfelder zu
betrachten, die Musik zu hören, die gespielt wird, wenn wir neue
Haltestellen erreichen oder uns eine der mitgebrachten Instantsuppen
zu machen.
Gegen 23 Uhr erreichen wir Nha Trang, eine beliebte
Strandstadt im Süden von Vietnam. Unsere australischen Mitreisenden
verlassen uns und zwei Franzosen belegen die beiden unteren Betten.
Trotz des hin und her Wackelns des Zuges kann man die eine oder
andere Stunde schlafen. Ab 4:30 Uhr wird über die Lautsprecher Musik
gespielt und damit die bevorstehende Ankunft in Saigon angekündigt.
Es ist noch dunkel, als wir mit unseren
Rucksäcken um kurz nach 5:00 Uhr am Gleis des Hauptbahnhofs stehen.
Die erste Fehlentscheidung haben wir schon getroffen: Wir haben
unsere Fleecejacken angelassen, im Glauben es könnte etwas kühl
sein. Die Luft ist jedoch noch so warm, dass selbst ein T-Shirt
eigentlich zu warm wäre. Vor dem Bahnhofsgebäude nehmen wir uns ein
Taxi und fahren mit angeschaltetem Taximeter zu unserem Hotel. Am
Fenster ziehen im leichten Licht des Sonnenaufgangs die Straßen der
Stadt vorbei, die vom Reiseführer als eine der dynamischsten
Metropolen Asiens bezeichnet wird. Über 7 Mio. Menschen leben hier
und einige von ihnen sehen wir beim täglichen Frühsport, sei es
beim Tai Chi, Joggen oder Badminton. Diese erste übernächtigte
Stadtrundfahrt wird begleitet von einem hämmernden und lauten Bass
aus dem Taxiradio, das gerade ein Remix von Culcha Candelas Song
Monsta spielt.
Unser Hotel ermöglicht uns
glücklicherweise (natürlich gegen ein kleines Entgelt) gleich
einzuchecken und wir holen erst mal ein paar Stunden Schlaf nach. Als
wir gegen 11 Uhr wieder mit etwas Tatendrang auf die Straße treten,
werden wir von der Hitze fast erschlagen: 35 Grad und hohe
Luftfeuchtigkeit mitten in der Großstadt. Trotzdem überwinden wir
uns, einen Spaziergang aus dem LonelyPlanet nachzulaufen, der an den
wichtigsten Sehenswürdigkeiten vorbeikommt. Vom Park des 23.
Septembers, dem ehemaligen Kopfbahnhof der Stadt, geht es zum
Ben-Thanh-Markt.
Der Haupteingang der Markthalle mit Glockenturm ist
ein Symbol Saigons geworden.
Hier genehmigen wir uns eine Pho, um den
Wasserhaushalt wieder aufzubessern.
Über den Kreisel mit der
Reiterstatue des Generals Tran Nguyen Han
geht es vorbei am
französisch-chinesischen Museum der Schönen Künste, das als erstes
Gebäude einen Fahrstuhl hatte, durch eine kleine Antiquitätenstraße,
in der man jede erdenkliche Form von Buddha-Statuen, Stühlen oder
Lampen kaufen kann.
Über prächtige Boulevards, die früher Kanäle
waren, vorbei an gläsernen Hochhäusern kommen wir zum Ufer des
Saigon-Rivers.
Von dort geht es auf der berühmtesten Straße
Saigons, der Dong Khoi oder einst Rue Catinat, wieder stadteinwärts.
An dieser Straße befand sich das Café Brodard, das durch den Roman
„Der stille Amerikaner“ von Graham Greene bekannt wurde. Wir
erreichen das Stadttheater, das früher als Opernhaus bezeichnet
wurde, und sehen ein prächtiges französisches Kolonialgebäude, in
dem ab 1956 auch mal die südvietnamesische Nationalversammlung
tagte.
In der Nähe des Stadttheaters steht das Continental Hotel,
das während des Ersten Indochinakriegs von ausländischen
Journalisten gefüllt war.
Wir schaffen es noch, durch den
Lam-Son-Park zu spazieren, in dem oft Propagandaausstellungen gezeigt
werden, bevor wir unserer Müdigkeit und der Hitze der Stadt Tribut
zollen müssen und den Rückzug ins Hotel antreten. Den zweiten Teil
des Spaziergangs heben wir uns für morgen auf.
Fazit Tage 73 und 74:
Saigon ist schöner als
Ho-Chi-Minh-Stadt.
Was haben wir heute gelernt? Vietnam
hat kein Wochenende. Jedenfalls der Großteil der Bevölkerung. Duc,
unser Taxifahrer aus Hoi An, bestätigte unsere Beobachtungen, dass
die meisten Vietnamesen sechs oder sieben Tage die Woche arbeiten
(müssen). Nur Angestellte der kommunistischen Regierung kennen ein
Wochenende, das ihnen zwei freie Tage beschert.
35°, was ist das? Bei uns dauer immer noch der kälteste und der dunkelte Winter seit langem!
AntwortenLöschenIch bin wieder uptodate. Also müsst ihr die kommentare auch ein wenig zurückblättern!
Wann ist denn der nächste 5 Uhr Tagesausflug geplant? ;)
L.G. aus Wü
Wir haben bereits veranlasst, dass ein paar Sonnenstrahlen in Richtung Heimat verschickt werden!
LöschenUnd wenn du schon danach fragst, der nächste 5 Uhr Tagesausflug wurde gerade online gestellt ;)