Sonntag, 17. März 2013

Hoi An nach Saigon (Ho-Chi-Minh-Stadt)



Am 16.03. um 12:30 Uhr beginnt unsere 16 ½ Stunden lange Fahrt nach Saigon. Wir nutzen den Vormittag, um endlich auszuschlafen. Nach einem letzten Frühstück in Hoi An („Walter!! Christina!!“) holt uns ein Taxi ab, welches uns für 6 $ pro Person in das etwa 40km entfernte Da Nang bringt, von wo unser Zug fährt. 


Im Taxi lernen wir unseren Fahrer Duc kennen, der sehr gut Englisch spricht. Er ist sehr redselig und kommt schnell auf seine Familie zu sprechen. Duc lebt auf dem Land und hilft die meiste Zeit seiner Frau beim Anbau von Gemüse und dem Verkauf auf dem Markt. Am Nachmittag fährt er dann Taxi. Er erzählt von seiner Hochzeit und berichtet, dass für gewöhnlich 400 bis 1000 Menschen zur Feier eingeladen werden. Das wird natürlich eine teure Angelegenheit und in Vietnam müsse leider der Mann alles bezahlen. Aus diesem Grund hat er sich 2000 $ von einem guten Freund geliehen und bis heute, drei Jahre später, immer noch 1000 $ zu begleichen.

Die Bahnhofshalle von Da Nang ist bereits mit Menschen gefüllt, die auf unseren Zug in den Süden warten, als wir ankommen. Wir kaufen uns wieder zwei Instantsuppen und weiteren Proviant für die Fahrt. In der anderen Ecke der Halle treffen wir sie dann wieder: Unsere beiden Bekannten aus dem Kochkurs in Luang Prabang, die wir schon vor einigen Tagen in Hue gesehen haben. Wir fahren im selben Waggon.

Unser Zug kommt pünktlich um 13:25 Uhr an und verlässt Da Nang Train Station ohne Verspätung.


Wir teilen unser Abteil mit zwei Reisenden aus Australien. Noch einmal Glück gehabt, denn nebenan quartiert sich eine vietnamesische Kleinfamilie mit einem schreienden Säugling ein. Die nächsten 15 ½ Stunden verbringen wir mit damit, Bücher zu lesen, Blog zu schreiben, eine Instantsuppe im Zugrestaurant zu löffeln, von der auf Minusgrade eingestellten Klimaanlage zu frösteln, vorbeiziehende Reisfelder zu betrachten, die Musik zu hören, die gespielt wird, wenn wir neue Haltestellen erreichen oder uns eine der mitgebrachten Instantsuppen zu machen. 


Gegen 23 Uhr erreichen wir Nha Trang, eine beliebte Strandstadt im Süden von Vietnam. Unsere australischen Mitreisenden verlassen uns und zwei Franzosen belegen die beiden unteren Betten. Trotz des hin und her Wackelns des Zuges kann man die eine oder andere Stunde schlafen. Ab 4:30 Uhr wird über die Lautsprecher Musik gespielt und damit die bevorstehende Ankunft in Saigon angekündigt.

Es ist noch dunkel, als wir mit unseren Rucksäcken um kurz nach 5:00 Uhr am Gleis des Hauptbahnhofs stehen. Die erste Fehlentscheidung haben wir schon getroffen: Wir haben unsere Fleecejacken angelassen, im Glauben es könnte etwas kühl sein. Die Luft ist jedoch noch so warm, dass selbst ein T-Shirt eigentlich zu warm wäre. Vor dem Bahnhofsgebäude nehmen wir uns ein Taxi und fahren mit angeschaltetem Taximeter zu unserem Hotel. Am Fenster ziehen im leichten Licht des Sonnenaufgangs die Straßen der Stadt vorbei, die vom Reiseführer als eine der dynamischsten Metropolen Asiens bezeichnet wird. Über 7 Mio. Menschen leben hier und einige von ihnen sehen wir beim täglichen Frühsport, sei es beim Tai Chi, Joggen oder Badminton. Diese erste übernächtigte Stadtrundfahrt wird begleitet von einem hämmernden und lauten Bass aus dem Taxiradio, das gerade ein Remix von Culcha Candelas Song Monsta spielt.

Unser Hotel ermöglicht uns glücklicherweise (natürlich gegen ein kleines Entgelt) gleich einzuchecken und wir holen erst mal ein paar Stunden Schlaf nach. Als wir gegen 11 Uhr wieder mit etwas Tatendrang auf die Straße treten, werden wir von der Hitze fast erschlagen: 35 Grad und hohe Luftfeuchtigkeit mitten in der Großstadt. Trotzdem überwinden wir uns, einen Spaziergang aus dem LonelyPlanet nachzulaufen, der an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten vorbeikommt. Vom Park des 23. Septembers, dem ehemaligen Kopfbahnhof der Stadt, geht es zum Ben-Thanh-Markt. 


Der Haupteingang der Markthalle mit Glockenturm ist ein Symbol Saigons geworden. 


Hier genehmigen wir uns eine Pho, um den Wasserhaushalt wieder aufzubessern. 


Über den Kreisel mit der Reiterstatue des Generals Tran Nguyen Han 


geht es vorbei am französisch-chinesischen Museum der Schönen Künste, das als erstes Gebäude einen Fahrstuhl hatte, durch eine kleine Antiquitätenstraße, in der man jede erdenkliche Form von Buddha-Statuen, Stühlen oder Lampen kaufen kann. 


Über prächtige Boulevards, die früher Kanäle waren, vorbei an gläsernen Hochhäusern kommen wir zum Ufer des Saigon-Rivers. 



Von dort geht es auf der berühmtesten Straße Saigons, der Dong Khoi oder einst Rue Catinat, wieder stadteinwärts. An dieser Straße befand sich das Café Brodard, das durch den Roman „Der stille Amerikaner“ von Graham Greene bekannt wurde. Wir erreichen das Stadttheater, das früher als Opernhaus bezeichnet wurde, und sehen ein prächtiges französisches Kolonialgebäude, in dem ab 1956 auch mal die südvietnamesische Nationalversammlung tagte. 


In der Nähe des Stadttheaters steht das Continental Hotel, das während des Ersten Indochinakriegs von ausländischen Journalisten gefüllt war. 


Wir schaffen es noch, durch den Lam-Son-Park zu spazieren, in dem oft Propagandaausstellungen gezeigt werden, bevor wir unserer Müdigkeit und der Hitze der Stadt Tribut zollen müssen und den Rückzug ins Hotel antreten. Den zweiten Teil des Spaziergangs heben wir uns für morgen auf.

Fazit Tage 73 und 74:

Saigon ist schöner als Ho-Chi-Minh-Stadt.

Was haben wir heute gelernt? Vietnam hat kein Wochenende. Jedenfalls der Großteil der Bevölkerung. Duc, unser Taxifahrer aus Hoi An, bestätigte unsere Beobachtungen, dass die meisten Vietnamesen sechs oder sieben Tage die Woche arbeiten (müssen). Nur Angestellte der kommunistischen Regierung kennen ein Wochenende, das ihnen zwei freie Tage beschert.

2 Kommentare:

  1. 35°, was ist das? Bei uns dauer immer noch der kälteste und der dunkelte Winter seit langem!
    Ich bin wieder uptodate. Also müsst ihr die kommentare auch ein wenig zurückblättern!
    Wann ist denn der nächste 5 Uhr Tagesausflug geplant? ;)
    L.G. aus Wü

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    1. Wir haben bereits veranlasst, dass ein paar Sonnenstrahlen in Richtung Heimat verschickt werden!
      Und wenn du schon danach fragst, der nächste 5 Uhr Tagesausflug wurde gerade online gestellt ;)

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